Einsatz für Stadtgrün: 230 Fachleute besuchten die 39. GaLaBau-Fachtagung in der Elbmetropole Hamburg

Seit fast vier Jahrzehnten ist die GaLaBau-Fachtagung des Fachverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hamburg e. V. (FGL HH) der wichtigste grüne Branchentreff und Diskussionsraum rund um Stadtgrün in der Hansestadt Hamburg. Am 14. Februar kamen 230 Expertinnen und Experten für Garten- und Landschaftsbau, Landschaftsarchitektur, Stadtplanung und Städtebau mit Vertreter:innen aus der Wohnungswirtschaft, den Bezirksämtern, Behörden und der Politik zum Austausch zusammen. Aufgrund der steigenden Besucherzahlen in den vergangenen Jahren war die GaLaBau-Fachtagung erstmals von der Handwerkskammer Hamburg in die Fritz-Schumacher-Halle am Hamburger Parkfriedhof Ohlsdorf gezogen. Der denkmalgerecht restaurierte Veranstaltungsort mit seiner beeindruckenden sakralen Architektur bietet nicht nur mehr Platz, sondern bildete auch den perfekten Rahmen für die Fachvorträge, die sich mit Bauwerksbegrünung in Schwammstadtkonzepten, Baumpflege im Spannungsfeld zwischen Baumgesundheit, Verkehrssicherheit und Naturschutz sowie den Herausforderungen bei Nachpflanzungen in historischen Gärten auseinandersetzten.

Einsatz für Stadtgrün: 230 Fachleute besuchten die 39. GaLaBau-Fachtagung in der Elbmetropole Hamburg
230 Fachleute nahmen in der sakralen Umgebung der Fritz-Schumacher-Halle an der diesjährigen GaLaBau-Fachtagung in Hamburg teil.

Der Vorsitzende des FGL HH, Ludger Plaßmann, begrüßte die Teilnehmenden der GaLaBau-Fachtagung 2025 und leitete thematisch das nachfolgende Grußwort des Hamburger Staatsrates Martin Bill zum Stellenwert des Grüns in der Hamburger Verkehrspolitik ein: „Viele sprechen über nachhaltigen Mobilitätsausbau mit E-Fahrzeugen, aber eine Lösung des Parkraums für Handwerker:innen und uns Landschaftsgärtner:innen ist nicht in Sicht. Wie sollen wir die Stadt Hamburg kostengünstig grüner machen, wenn wir für die Nutzung des öffentlichen Raums immer mehr bezahlen müssen? Von den Bußgeldbescheiden für das notwendige Parken mit unseren Fahrzeugen will ich gar nicht mehr reden. Beim ´Handwerkerparken`, Herr Staatsrat haben wir, wie das gesamte Handwerk, akuten und dringenden Handlungsbedarf“, sagte Plaßmann und wandte sich mit weiteren konkreten Fragen an Martin Bill: „Es stellt sich für uns die Frage, wie es um die Pflege- und Verkehrstauglichkeit der Hamburger Straßenbäume bestellt ist. Hier spielt die Verkehrssicherheit der Bäume eine wichtige Rolle. Wie gestaltet sich diesbezüglich Ihre Zusammenarbeit mit der Hamburger Umweltbehörde? Und worauf müssen wir uns weiterhin im Hamburger Verkehrssektor einstellen? Gibt es hier neue Ideen im Hinblick auf Klimaschutz?“

Im weiteren Verlauf seiner Begrüßung fasste Ludger Plaßmann grundsätzliche Forderungen der landschaftsgärtnerischen Fachbetriebe an den Hamburger Senat zusammen: „Bereits zur vergangenen Wahl haben wir eine Städtebauförderung gefordert, die mindestens 15 Prozent ihrer Mittel messbar für die Entwicklung nachhaltiger Grünflächen zur Klimaanpassung und Naherholung einsetzt. Hieran halten wir weiterhin nachdrücklich fest! Auch sollten die Dach- und Fassadenbegrünung sowie das Straßenbegleitgrün als Ausgleichmaßnahmen anerkannt werden. Mit der Förderung hingegen sind wir in Hamburg schon sehr zufrieden.“ Die größten Probleme des Hamburger Garten- und Landschaftsbaus, so Plaßmann weiter, seien nach wie vor die Mitarbeiterfindung und der bürokratische Aufwand. „Die Politik muss die überflüssige Regulierung und den Bürokratiewahnsinn bei Anträgen, Dokumentationen etc. schnell und drastisch reduzieren! Wir verzeichnen in unser Branche erste Betriebsschließungen, deren Ursache nach Aussage der betroffenen Unterneher:innen in der überbordenden Bürokratie liegt. Des Weiteren fordern wir die Unterstützung des Senats bei der Bewältigung des Fachkräftemangels. Hier muss die Einwanderung von Arbeits- und Fachkräften erleichtert werden“, so der Appell des Verbandsvorsitzenden. 

Staatsrat Martin Bill: „Wir brauchen die Landschaftsgärtner:innen in der Hansestadt!“

Martin Bill, Staatsrat in der Hamburger Behörde für Verkehr und Mobilitätswende, nahm in seinem Grußworte zur grünen Verkehrspolitik in Hamburg sowie zu den Forderungen und Fragen Ludger Plaßmanns Stellung und äußerte sich zum Stellenwert des Grüns in der Hamburger Mobilitätswende. In Bezug auf das Handwerkerparken beim Kunden wies er auf die dreimonatigen Ausnahmegenehmigungen hin, deren Beantragungen in 91 Prozent der Fälle positiv entschieden und bereits gut angenommen würden. Die Ausnahmeregelungen, so Bill, seien verlängerbar und ein guter Weg für das Handwerk. 

Der Hamburger Staatsrat erwähnte außerdem die 100 Kilometer sanierter Fahrstreifen, die nunmehr 23 fertiggestellten Radrouten und die allgemeinen Verbesserung der Verkehrssituation für den Fußverkehr in Hamburg. Anhand städtischer Beispiele wie der Königstraße, dem Alsterweg, der Steinstraße oder der Esplanade veranschaulichte Martin Bill, wie die Strukturveränderungen bei Straßen und Wegen die Situation für alle Verkehrsteilnehmenden verbessert hätten. „Wir brauchen die Landschaftsgärtner:innen in der Hansestadt, damit wir das Verkehrsnetz mit vielen neuen Bäumen grüner gestalten können. Und auch in Hinblick auf die Flächenversickerung, Tiefenbelüftung und Entsiegelung von Parkflächen sind die Landschaftsgärtner:innen mehr denn je gefordert und gefragt“, so der Staatsrat. 

Bauwerksbegrünung in der Schwammstadt 

Im ersten Fachvortrag der diesjährigen GaLaBau-Fachtagung referierte Prof. Dr. Manfred Köhler, Senior Professor an der Hochschule Neubrandenburg und Präsident des World Green Infrastructure Network (WGIN), über die bedeutende Rolle von Bauwerksbegrü-nungen im Rahmen von Schwammstadtkonzepten und zog einen internationalen Vergleich. „Die Dach- und Fassadenbegrünung kann einen nachweisbaren Beitrag zu den drängenden Herausforderungen der aktuellen städtischen Wärmeinsel durch Wasserrückhalt sowie Verdunstung und Verschattung leisten“, so Köhlers Aussage. Bei allen Planungen müsse allerdings die Hierarchie vom Großen zur Grundstücksebene beachtet werden. So sollte zum Beispiel im vorsorglichen Überflutungsschutz nicht in den potenziellen Überflutungsbe-reichen der Auenlandschaften gebaut werden. „Auf der grundstücksbezogenen Entscheidungsebene bietet die Bauwerksbegrünung mit dem Terminus ´Schwammstadt` Chancen für Wasserrückhalt in optimierten Drainschichten der Begrünung und durch Verdunstungsleistung. Als Faustwerte kann eine Drainschicht von Gründächern mit einem zusätzlichen Speichervolumen von 40 Liter/m² im Laufe eines Sommers etwa dreimal neu durch Niederschläge befüllt werden und damit 120 Liter/m² abhalten. Demgegenüber steht eine tägliche Verdunstungsleistung von gut drei Litern/m² pro Tag im Sommer“, legte Manfred Köhler dar. Zusammen mit der Verschattungsleistung und dem Einsatz von Grauwasser stünden weitere Leistungen der Abkühlung städtischer Wärmeinseln zur Verfügung. Diese Technik, so Köhler, sei in Deutschland relativ gut entwickelt. Im internationalen Vergleich stünde Deutschland gemeinsam mit Österreich ganz vorn im weltweiten Ranking bei der Bauwerksbegrünung. 

Spannendes Spannungsfeld: Baumgesundheit, Verkehrssicherheit und Naturschutz

Eiko Leitsch, Gründer des Unternehmens Eiko Leitsch Baumpflege und des Sachverständigenbüros Baum 4 (ehemals Sachverständigenbüro Leitsch), übernahm das Wort von Professor Dr. Manfred Köhler und hielt einen Vortrag zum Thema „Fachgerechte Baumpflege im Spannungsfeld zwischen Baumgesundheit, Verkehrssicherheit und Naturschutz“. Bäume, so der Experte, übernähmen wichtige Funktionen in den meist hochverdichteten städtischen Räumen. Schattenwurf, Verdunstung und die damit verbundene Abkühlung leisteten wertvolle Beiträge zur Verbesserung des Stadtklimas. „Diese wichtigen Aufgaben können Bäume allerdings nur bei bester Vitalität und Gesundheit leisten. Baumpflegerische Maßnahmen unterstützen und begleiten die Entwicklung eines Baumbestandes und sorgen so für gute Wachstumsbedingungen und letztlich auch für Verkehrssicherheit“, so Leitsch weiter. Alle Maßnahmen rund um den Baum seien in eine Vielzahl von Regelwerken und Richtlinien eingeflossen, die vom Regelwerksgeber der FLL zusammengefasst und aufgestellt würden, um eine fachgerechte und gesetzeskonforme Umsetzung zu gewährleisten, erläuterte der Fachmann und nannte als wichtigste Publikationen die Empfehlungen für Baumpflanzungen Teil 1 und 2, die Baumkontrollricht-linie und die ZTV Baumpflege. „Die ZTV Baumpflege sticht hierbei heraus, da sie neben den baumfachlichen Aspekten auch die naturschutzrechtlichen Vorgaben einbindet. Die hier getroffenen Festlegungen zum Schnittzeitpunkt, zum Umfang der Maßnahmen und zur fachgerechten Ausführung sind für die Baumpflege bindend. Vorgaben aus dem Bundesnaturschutzgesetz und Maßnahmen zum Erhalt eines gesunden Baumbestandes werden so zusammengeführt. Diese seit Jahren erfolgreiche Praxis wird in zahlreichen Beispielen aufgezeigt, ohne dabei mögliche Konflikte auszublenden“, so das Fazit von Eiko Leitsch.

Historische Gärten im Kontext klimatischer Veränderungen

In Vertretung für den erkranken Landschaftsarchitekten Prof. Stefan Pulkenat sprang Heino Grunert, langjähriger Gartendenkmalpfleger in der Hamburger Umweltbehörde, kurzfristig als dritter Referent der GalaBau-Fachtagung 2025 ein. Er wandelte das ursprüngliche Thema ab und referierte über historische Gärten im Kontext klimatischer Veränderungen und aktueller Forschungen. Am Beispiel von Forschungsvorhaben in Berlin und NRW, dem Initiativ-bündnis historischer Gärten im Klimawandel sowie dem Projekt der Arbeitsgemeinschaft „Klimaanpassung historischer Gärten“ zeigte Heino Grunert auf, dass historische Gärten lebende Kunstwerke seien und als unersetzbare Sacharchive kulturgeschichtlicher und botanischer Forschung dienten. 

Ausgehend von den denkmalpflegerischen Grundsätzen historischer Gärten, die vornehmlich aus lebenden Pflanzen bestünden, so Grunerts Forderung, müssten diese nach §1 BNSchG vor Verunstaltung, Zersiedelung und sonstigen Beeinträchtigungen bewahrt werden. „Historische Gärten und Parks sind Hotspots einer pflanzlichen Biodiversität, die als Quelle und Genbank zur Vermehrung gebietseigenen Materials verstärkt herangezogen werden sollten“, sagte der Experte und forderte weiter, dass die wenigen lokalen Parkbaumschulen, die in Deutschland noch existierten, erhalten werden sollten. Heino Grunert schloss seinen Vortrag mit einem prägnanten Fazit: „Historische Gärten vereinen Vieles, was wir für unsere Zukunft brauchen – und ein Garten war und ist immer auch ein Experiment!“ 

Der FGL HH zeigte sich sehr zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung: „Die GaLaBau-Fachtagung ist eine feste Institution in Hamburg, und dieses Jahr konnten wir dank des neuen Veranstaltungsortes alle Anmeldungen bestätigen. Die einmal mehr ausnahmslos positive Resonanz hat uns sehr gefreut“, so das Resümee vom Geschäftsführer des FGL HH, Dr. Michael Marrett-Foßen.  

 

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